Vorwort zu "Von Delphi bis Delphi"

Ursula Krutzsch-Selle

Altenpflege als Beruf, als Profession ist noch jung, doch Altenpflege an sich hat eine lange Geschichte. Die Lebenserwartung der Menschen in den früheren Jahrtausenden und Jahrhunderten war erheblich niedriger. Die heute in der Mitte des Lebens stehen, waren die früheren "Alten".
Wenn auch das überlieferte Alter des Methusalem erhebliche Zweifel zuläßt, so wird er doch zu den ganz Alten, den Greisen gehört haben. Aber diese waren noch selten, durch ihren in ihrem langen Leben erworbenen Erfahrungsschatz etwas Kostbares und man brachte ihnen Respekt und Hochachtung entgegen.
Die Fortschritte der Medizin haben vielen ein hohes Alter beschert, wie auch das Erleben von Pflegebedürftigkeit und Verwirrtheit.

Alte Menschen bilden heute die größte "Randgruppe" der Gesellschaft, ausgegrenzt in einer Gesellschaft in der nur Produktivität und Leistung etwas gilt.

Viele Erfahrungen haben sich in einer schnellebigen, automatisierten Welt überholt. Soziale und menschliche Kompetenz, Überlieferungen von Zeitzeugen werden nicht mehr geschätzt und geachtet.

Die Geschichte der Altenpflege ist die Geschichte der sich wandelnden Gesellschaft und kann nie ohne diesen Zusammenhang gesehen werden.
Diesem Anspruch wird die Gliederung dieses Werkes gerecht. Es gab bisher nur die Geschichte der Krankenpflege, wer vergleichbares für die Altenpflege suchte, wurde enttäuscht. Es war an der Zeit, der wachsenden Bedeutung entsprechend, daß endlich eine Fachchronik für AltenpflegerInnen, alte Menschen, die gesamte Fachwelt, Medien und Interessierte zur Verfügung steht.
Ich möchte der Autorin danken, daß sie sich der immensen Arbeit - Fakten, Ereignisse und Zusammenhänge über Jahrtausende hinweg zusammenzutragen, über viele Jahre hinaus gewidmet hat.

Die Altenpflege heute befindet sich im Spannungsfeld zwischen Markt, Professionalität und Nächstenliebe, hohem Anspruch und fehlender finanzieller Mittel.
Der Weg in die Zukunft wird von vielen prophezeit, wissenschaftlich begründet und ist doch ungewiß.
Um so wichtiger ist - zu wissen, daß der Baum Wurzeln, die Altenpflege eine eigene Geschichte hat.
Wissensdurstige, denen an Altenpflege, an alten Menschen - am Menschen überhaupt - gelegen ist, werden viel für Sie interessantes finden.
Eine Fachchronik nicht nur für Fachleute und für die Ausbildung, sondern für alle, die sich mit dem Alter auseinandersetzen wollen. .

Ursula Krutzsch-Selle

Bundesvorsitzende
Deutscher Berufsverband für Altenpflege e. V. (DBVA)

 


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